Aus
der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Nietleben
Der zuverlässige Brandschutz von Häusern und Menschen ist eine Aufgabe, die
eine lange Tradition besitzt. Vor allem im ländlichen Raum hängt davon bis
heute die Existenz vieler Familien ab. Dieser Schutz wird heute vielfach von
Ortsbewohnern in freiwilliger Form übernommen. Die Freiwilligen Feuerwehren
(FFW) führen darüber hinaus auch Arbeiten im Katastrophenschutz, der Ersten
Hilfe u.ä. durch und sind so zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres
alltäglichen Lebens geworden. Aber so „freiwillig“, wie der Name verheißt,
erfolgte die Gründung in der Tat nicht. Die Bildung von FFW geht auf eine
Forderung des preußischen Staates in den siebziger Jahren des 19.
Jahrhunderts zurück, da es bei den bis dahin bestehenden Löschmannschaften
Probleme mit der Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft und der
Feuerwehrtechnik gab. Die erste FFW wurde 1875 in Passendorf gegründet. Die
Ausrüstung der Wehren musste von den Gemeinden selbst finanziert werden. Aus
diesem Grunde ging die Bildung der FFW in den Dörfern nur schleppend voran.
Ausgerechnet im reichen Nietleben vergingen noch Jahrzehnte, bis eine
einsatzfähige Feuerwehr gebildet wurde und das auch nur unter dem Zwang der
Ereignisse. Am 30.12.1913 kam es zu einem Großbrand in der
Portland-Zementfabrik in Granau. Da es in Nietleben noch keine Feuerwehr
gab, wurde die Passendorfer FFW zu Hilfe gerufen. Für die geleistete
Löschhilfe musste die Gemeinde eine Brandprämie von 40 RM zahlen, was den
Gemeindevertretern schwer auf den Magen schlug. Daraufhin ergriffen 48
Geschäftsleute der Gemeinde die Initiative und gründeten am 24.1.1914 die
FFW Nietleben, um den von den umliegenden Industriebetrieben ausgehenden
Brandgefahren zu begegnen. Und sie sollten Recht behalten, denn 1920 brannte
eine Lagerhalle des Bruckdorf-Nietlebener-Bergbauvereins. Bis 1930 hatte die
FFW Nietleben ihren Sitz in der Schachtstraße. 1930 wurde das neue
Gerätehaus am Dorfplatz eingeweiht. Damals war der Turm noch höher als
heute. Er musste im Zuge des Ausbaus des Militärflugplatzes verkleinert
werden. Damals erhöhte eine mechanische 16-Meter-Holzleiter die
Einsatzkraft, die wenig später mit dem ersten Feuerwehr-Automobil wuchs. Die
Leiter existiert heute noch. Manches Museum würde sich glücklich schätzen,
ein derartiges Exponat in seinem Bestand zu haben. Als 1945 Halle von den
Amerikanern eingenommen wurde, beschlagnahmten sie das Nietlebener
Gerätehaus als Werkstatt und spielten das dort stationierte Löschfahrzeug zu
Schrott. Es blieb nichts weiter übrig, als ein altes Postauto umzubauen. Bei
der Eingemeindung nach Halle 1950 wurde die FFW Nietleben im Gegensatz zu
anderen Gemeinden nicht aufgelöst. Den Brandschutz übernahm zwar die
Berufsfeuerwehr, doch leistete die FFW der Berufsfeuerwehr entscheidende
Hilfe. |