Die
Halle-Hettstedter Eisenbahn
Die Halle-Hettstedter Eisenbahn, welche den westlich von Halle (S.)
gelegenen Teil des
Saalkreises durchschnitt, wurde im Jahre 1895 erbaut. Bis dahin musste sich
zwischen den
nunmehr durch die Halle-Hettstedter Eisenbahn verbundenen Ortschaften der
Personenverkehr
fast ausschließlich zu Fuß, der Güterverkehr nur mittels Handwagen und
Geschirren
abwickeln. Die Ausbeutung der in diesem Teile des Saalkreises ruhenden
Bodenschätze
(Braunkohle, Zement- und Kalkstein, Ton, Porzellanerde, Kaolin usw.) konnte
durch die
unmittelbare Eisenbahnverbindung ganz bedeutend gesteigert werden und gab
vielen
Kreiseingesessenen Arbeitsgelegenheit, veranlasste viele Bewohner der Stadt
Halle, sich in
jenen nun leichter zu erreichenden Orten anzusiedeln. Der durch die HHE mit
ihrer dichten
Zugfolge im Vorortverkehr hervorgerufene Aufschwung der Orte Nietleben,
Dölau und Lieskau
ergibt sich schon daraus, dass deren Einwohnerzahl jetzt 2-3mal so groß ist,
als sie bei
Beginn des Bahnbaues war.
Eine weitere Beförderungsmöglichkeit wurde durch die von der
Halle-Hettstedter Eisenbahn
1929 eingerichtete Kraftfahrlinie Halle (S.) - Nietleben - Dölauer Heide -
Dölau - Salzmünde -
Mansfeld mit ihrer dichten Wagenfolge im Vorortverkehr geschaffen.
Der inmitten des Stadtgebiets Halle (S.) liegende Hafen der HHE bildete
zusammen mit dem
Sophienhafen einen bedeutenden Umschlagplatz für den Saalkreis, örtlichen
Stadtverkehr, das
Hinterland Sachsen, Thüringen, Bayern, den Übersee- und den Verkehr zwischen
Berlin und
Mitteldeutschland. Diese Hafenanlagen haben durch die HHE Anschluss an den
Hauptgüterbahnhof Halle (S.).
Das Ausbesserungswerk in Nietleben nahm 1922 den Betrieb auf. Die Werkstatt
in der
Turmstraße wurde zur Nebenwerkstatt und bis 1930 parallel betrieben.
1935 erfolgte der Umbau des Bahnhofes Nietleben. Hierfür gab es zivile -
oder besser
gesagt: nicht militärische - und militärische Gründe. Das Anschlussgleis zur
Härtemittelfabrik
Goerig wurde verlängert. 1936 kam der Gleisanschluß „Hellack“ hinzu. Auch
der Anschließer
„Herr Dr. Sagebiel“, ein militärischer Anschluss, führte einen regen
Anschlussverkehr durch.
Am Ende des 2. Weltkrieges im März und April 1945 erlitt auch die
Halle-Hettstedter
Eisenbahn noch Kriegsschäden durch Beschuss und Fliegerangriffe an den
Bahnanlagen. Der
Verkehr musste infolge der Kampfhandlungen teilweise gänzlich eingestellt
werden.
Wegen der Kriegsschäden an den Brückenbauwerken über die Saale in Halle
wurde
festgelegt, dass die Züge der Halle-Hettstedter Eisenbahn vorübergehend am
Lokomotivschuppen Mansfelder Straße beginnen und enden sollen. Entsprechend
sah der
Fahrplan 1945 aus. Erst ab 1948 ging es schrittweise wieder aufwärts und die
Zugfolge
wurde wieder dichter.
Der während des Krieges völlig eingestellte Busverkehr wurde im Mai 1945
wieder
aufgenommen, musste aber nach 3 Monaten den Betrieb wegen Treibstoffmangels
wieder
einstellen. Erst 1949 verkehrten wieder Busse, und ein Jahr später fuhr
erstmals eine Linie
von Lettin zum Brandbergweg, ab 1952 dann auch eine weitere nach Lieskau.
Der Betreiber
der Linie war die Firma Schwiefert, später dann der Kraftverkehr Halle.
1950 wurde die Halle-Hettstedter Eisenbahn der Deutschen Reichsbahn
angeschlossen. Damit
ging auch das Ausbesserungswerk an diese über.
Literatur:
- Die Halle-Hettstedter Eisenbahn mit Saalehafen und Kraftfahrlinie
Halle(Saale) - Nietleben -
Dölauer Heide - Dölau - Mansfeld Quelle: Der Saalkreis. Kiel, 1932
- Festschrift vom 3.1.1997 (auf dem Halleschen Marktplatz verteilt)
- R. Lüderitz / H.-D. Rammelt: EK-Reihe Regionale Verkehrsgeschichte, Band
11, Freiburg 1996. |