AUS DER GESCHICHTE DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR NIETLEBEN
(Quelle: Vortrag D. Schermaul Oktober 2006)
Die zuverlässige Brandbekämpfung und die Rettung von Menschen ist eine
Aufgabe, die eine lange Tradition besitzt. Vor allem im ländlichen Raum
hängt davon bis heute die Existenz vieler Familien ab. Dieser Schutz wird
heute vielfach von Ortsbewohnern in freiwilliger Form übernommen. Die
Freiwilligen Feuerwehren (FFW) führen darüber hinaus auch Arbeiten im
Katastrophenschutz, der Ersten Hilfe u.ä. durch und sind so zu einem
unverzichtbaren Bestandteil unseres alltäglichen Lebens geworden. Aber so
„freiwillig“, wie der Name verheißt, erfolgte die Gründung in der Tat nicht.
Die Bildung von FFW geht auf eine Forderung des preußischen Staates in den
siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts zurück, da es bei den bis dahin
bestehenden Löschmannschaften Probleme mit der Aufrechterhaltung der
Einsatzbereitschaft und der Feuerwehrtechnik gab. Traditionell gingen dann
oftmals die Freiwilligen Feuerwehren aus bestehenden Turnvereinen hervor.
Die erste FFW wurde 1875 in Passendorf gegründet. Die Ausrüstung der Wehren
musste von den Gemeinden selbst finanziert werden. Aus diesem Grunde ging
die Bildung der FFW in den Dörfern nur schleppend voran. Ausgerechnet im
reichen Nietleben vergingen noch Jahrzehnte, bis eine einsatzfähige
Feuerwehr gebildet wurde und das auch nur unter dem Zwang der Ereignisse. Am
30.12.1913 kam es zu einem Großbrand in der Portland- Zementfabrik in Granau.
Da es in Nietleben noch keine Feuerwehr gab, wurde die Passendorfer FFW zu
Hilfe gerufen. Für die geleistete Löschhilfe musste die Gemeinde eine
Brandprämie von 40 RM zahlen, was den Gemeindevertretern schwer auf den
Magen schlug.
Daraufhin ergriffen 48 Geschäftsleute der Gemeinde die Initiative und
gründeten am 24.1.1914 die FFW Nietleben, um den von den umliegenden
Industriebetrieben ausgehenden Brandgefahren zu begegnen. Und sie sollten
Recht behalten, denn 1920 brannte eine Lagerhalle des Bruckdorf-Nietlebener-
Bergbauvereins. Bis 1930 hatte die FFW Nietleben ihren Sitz an der
Berghalde. 1930 wurde das neue
Gerätehaus am Dorfplatz eingeweiht. Damals war der Turm noch höher als
heute. Er musste im Zuge des Ausbaus des Militärflugplatzes verkleinert
werden.
Damals erhöhte eine mechanische 16-Meter-Holzleiter die Einsatzkraft, die
wenig später mit dem ersten Feuerwehr-Automobil wuchs. Die Leiter existiert
heute noch. Manches Museum würde sich glücklich schätzen, ein derartiges
Exponat in seinem Bestand zu haben. Als 1945 Halle von den Amerikanern
eingenommen wurde, beschlagnahmten sie das Nietlebener Gerätehaus als
Werkstatt und spielten das dort stationierte Löschfahrzeug zu Schrott. Es
blieb nichts weiter übrig, als ein altes Postauto umzubauen. Bei der
Eingemeindung nach Halle 1950 wurde die FFW Nietleben im Gegensatz zu
anderen Gemeinden nicht aufgelöst. Den Brandschutz übernahm zwar die
Berufsfeuerwehr, doch leistete die FFW der Berufsfeuerwehr entscheidende
Hilfe. 1964 wurde ein Kohlenbrand im Zementwerk ausschließlich von der FFW
zusammen mit der Passendorfer Feuerwehr gelöscht. Oft gab es bei den
Einsätzen auch kritische Situationen. So hat man Anfang der 1960er Jahre im
Kaliwerk Angersdorf buchstäblich in letzter Minute festgestellt, dass das
vermeintliche Löschwasser abgestandene Kalilauge war. 10 Jahre später hätte
es im Zementwerk Nietleben beinahe eine Kohlenstaubexplosion gegeben, wenn
die Kameraden nicht auch die umliegenden Objekte gekühlt hätten. In
Erinnerung ist auch der Brand von 1987 auf dem Gelände des VEB Naherholung
und Reittouristik. Durch Brandstiftung brach ein Feuer in einem großen Zelt
mit Stroh aus. 1993 brannte die Werkstatt von Dachdeckermeister Gaebelein in
der Quellgasse. 18 Löschfahrzeuge aus der gesamten Region versuchten, ein
Übergreifen der Flammen auf nahe gelegene Gastanks zu verhindern.
Die FFW wurde seit ihrer Gründung im Jahre 1914 von folgenden Wehrleitern
geführt: