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Schule

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  Die Schule zu Nietleben 1612 bis 1945
Der erste eigene Lehrer in Nietleben ist im Jahre 1612 unter der Regierung des Administrators Christian Wilhelm eingesetzt. Nietleben hatte damals 23 Feuerstätten, also über 100 Einwohner, davon 20 - 30 Schulkinder. Der Kanzler der erzbischöflichen Regierung, Christian Stisser, setzte zur Unterhaltung der Schule bzw. Des Lehrers jährlich 18 Gulden aus, ein Kapital von 300 Gulden wurde festgelegt. Der damalige Lehrer erhielt also 1 Taler Gehalt im Monat. Das Haus, in dem der Lehrer wohnte, lag an der Hauptstraße, in seinem Zimmer unterrichtete er. Ein hölzerner Turm war auf dem Haus, auf dem man später die Glocke vom Granauer Kirchturm anbrachte, die 1657 bzw. 1674 gegossen war, eine Uhr wurde auch angebracht. Eine Amtsstube befand sich auch im Lehrerhaus. Über 100 Jahre war nur ein Lehrer im Ort. 1807 ruhten erhebliche Kriegslasten auf der Nietlebener Schule: Das königliche Dekret vom 7. Dezember 1807 veröffentlichte die Verfassung des neuen Königreichs Westfalen unter König Jerome, dem Bruder Napoleons, u.a. wurden außer schwersten Kriegssteuern für alle Dorfbewohner auch alle bisher steuerfreien Gebäude versteuert, so auch die Nietlebener Schule.
Im Jahre 1832 wurde die Schule für 5500 Taler neu gebaut, in der Mitte kam wieder ein massiver Glockenturm für die alte Glocke und Uhr.
Im Jahre 1850 waren schon über 150 Schulkinder da, das konnte ein Lehrer nun nicht mehr allein schaffen. Man legte wegen der lauten Hauptstraße die Klassenzimmer der alten Schule in die hinteren Räume. 1864 baute man eine neue Schule am jetzigen Schulhof, ein Rohbau aus Backsteinen, und man stellte einen zweiten Lehrer an. Von den Kuxen der Kohlengrube „Neu Glück“, Besitzer ist die Gemeinde Nietleben, erhielt die Schule eine Freikuxe. (Die Freikuxen nehmen nur am Gewinn der Grube teil, nicht an der Zubuße, den Unkosten.) Von diesem Gewinn konnten Lehrmittel sowie die Unterhaltung der Schulgebäude gezahlt werden.
1871 wurde der Glockenturm der alten Schule in der Eislebener Straße erneuert und mit einer neuen Turmuhr versehen, Preis 313 Taler. 1875 wird ein 3. Lehrer eingestellt.
1878 wird auf das Schulhaus am Schulhof ein Stockwerk aufgebaut. Preis: 8400.- M
1882: Naturalablösung in Nietleben: Auf den Grundstücken ruhten für die Schule folgende Verpflichtungen: Brot zu Neujahr und Johanni, Würste zu Neujahr, Eier zu Ostern, Weizenmehl zu Ostern oder 1 Silbergroschen; 3 Pfennig Orgelgeld zu Neujahr, Roggen und Geldzins zu Michaelis.- Verhandlungen vom 18.1.1881 bestimmen für 1 Brot = 1Mark, für Wurst, Eier, Weizenmehl und Orgelgroschen zusammen 0,75 M zu zahlen. 1888 sind 327 Schulkinder da. 1889 wurde ein neues Schulhaus gebaut neben dem älteren. Es enthielt 2 Klassenräume und eine Lehrerwohnung.
1.7.1889: Lehrer Roßberg aus Roitzsch bei Bitterfeld trat als 4. Lehrer ein. Er führte einige Spezialstudien über die Nietlebener Schule und veröffentlichte sie. Leider verunglückte er am 18.10.1907 tödlich durch die Halle-Hettstedter Eisenbahn. 1892 wurde ein 5. Lehrer eingestellt. 1894 (April): 453 Kinder (226 Jungen und 227 Mädchen) 1894: Eine 2. Handarbeitslehrerin wurde eingestellt. Die siebente Klasse hatte keinen eigenen Lehrer, sie wurde von 3 Lehrern gemeinsam unterrichtet. 1897: 504 Kinder 1900: 554 Kinder und ein 7. Lehrer 1904: 8. Lehrer 1909: 9 Lehrer, 2 Lehrerinnen. 1910 wurde in der Cröllwitzerstraße (heute Waidmannsweg) die schöne neue Schule gebaut, geschmackvoll und hygienisch freigelegen mit Turnplatz - ein ganz moderner Bau für die damalige Zeit. Die Inschrift passte zur Zeit des preußischen Drills: „Gehorche dem Rat und nimm Zucht an, dass du weise seist.“ Sie passte zu den damaligen Erziehungsmethoden, wo der Rohrstock in der Schule die Kinder zu „guten Untertanen“ erzog. 1915 waren über 120 Kinder in der 1. Klasse. Auf jeder Bank saßen 8 Kinder, links die Jungen, rechts die Mädchen beim Lehrer und Konrektor Kleve. Der traurige Ruhm von diesem „prügelnden Erzieher“ hat sich bis zum heutigen Tage von Generation auf Generation erhalten. Erschütternd ist es noch von alten Leuten zu hören, wie sie und ihre Eltern damals vor Lehrer Kleve gezittert haben. Es soll sogar mal ein Vater zwecks Klärung einer Angelegenheit mit Lehrer Kleve mit dem Beil in der Schule gewesen sei. Am 27.1. (Kaisers Geburtstag) mussten alle Schulkinder zu den Geschäftsleuten singen gehen, es war das schöne Lied: Heil Dir im Siegerkranz. Sie bekamen u.a. beim Apotheker Johannisbrot, Bäcker Brendel gab jedem Kind einen Pfennig usw. 1933: Der größte Wert wurde wie üblich auf die Schulbildung der Jungen gelegt. Sie behielten 4 Jahre einen Klassenlehrer, bei den Mädchen wechselte jedes Jahr der Lehrer. Zu dieser Zeit war die Trennung von Jungen- und Mädchenklassen sehr streng. Zwecks besserer Ausbildung brauchten 3 Mädchen eine Sondergenehmigung der halleschen Schulbehörde, um am Unterricht in einer Jungenklasse teilnehmen zu können. Was waren das für Probleme, besonders beim Sport! Das Schulsystem passte sich jeweils den Zielen der herrschenden Klasse an, die Herren Lehrer waren am politischen Leben beteiligt und übten oft politische Funktionen aus. Sie drillten die Kinder im Sinn des Faschismus und bereiteten sie auf den faschistischen Angriffskrieg vor. Ein Lehrer fungierte u.a. als Nazi-Gauredner, ein anderer führte nazistische Trauungen durch. Während des Krieges kam der Fliegeralarm: fast jeden Tag, fast jede Nacht hier im Raum Halle! Die Kinder konnten fast keine Nacht durchschlafen und verbrachten oft einen großen Teil der kostbaren Schlafenszeit in Luftschutzkellern. Tags mussten sie häufig aus der Schule nach Hause rennen, um den Luftschutzkeller vor den fallenden Bomben zu erreichen.
1945: Nach Kriegsende zog in der Schule ein völlig neuer Geist ein! Neulehrer wie Herr Stolp und Herr Köck mit einer fortschrittlichen Weltanschauung hatten die Lehrer der Vergangenheit ersetzt. An die Traditionen der Arbeitervereine in Nietleben anknüpfend stellten sich die Mitglieder dieser Vereine als Arbeitsgemeinschaftsleiter für Sport, Chor und Mandolinenorchester zur Verfügung. Bald nach der Gründung der FDJ, am 7.3.1946, entstanden weitere AG’s für Basteln, Handarbeit, Wandern und auch für Chemie. Am 13. Dezember 1948 verkündete Direktor Köck, dass der Verband der „Jungen Pioniere“ in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands gegründet worden sei.

Literatur:
Vortrag von dem Schüler der 5. Klasse Hans-Günther Kloß - Allgemeinbildende POS Halle W22 (Nietleben) unter Mithilfe von Frau Isolde Kloß Leider haben wir das abgebildete Foto von der „Neuen Schule“ im Waidmannsweg nur in sehr schlechter Qualität. Wer kann uns die Original-Postkarte leihweise zur Verfügung stellen?
Nietlebener Kalenderblätter 2007

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Stand: 13. September 2018