Etliche
Vereine und Sportverbände wirkten in Nietleben, einige sind noch heute sehr
aktiv. Erinnert sei an ASKANIA 09, den Verein der Turner, an den
Anglerverein, den Kegelklub, einen Briefmarkenverein, den Verein der
Kaninchenzüchter sowie einige Chöre und Orchester, in denen Nietlebener
mitwirkten. Viele Vereine setzten dann auch im Rahmen von FDJ, DFD,
Pionierorganisation, dem DTSB usw. ihre Tätigkeit fort.
Eine nicht unerhebliche Stellung nahm auch die Arbeit der Kameraden der
Freiwilligen Feuer-wehr ein, ob bei der Arbeit in der Brandbekämpfung, dem
Brandschutz, bei Arbeiten zum Wohle der Gemeinde oder bei der Mithilfe zur
Ausgestaltung von Festen. Dabei war die Arbeit nicht leicht: Nach dem Krieg
nutzten die amerikanischen Besatzer das Gerätehaus vorüber-gehend als
Werkstatt. Ein paar US-Soldaten holten aus Übermut einen erst 2 Jahre
genutzten Mercedes-Lf8 ab und fuhren ihn auf dem damaligen Flugplatzgelände
kaputt. Vorhandene Technik musste mangels Ersatzteilen immer wieder
abgegeben und neu beschafft werden. Im Nationalen Aufbauwerk der 50-er Jahre
leisteten die Kameraden der Wehr viele Stunden, z.B. bei der Gestaltung des
Heidebades oder beim Umbau eines alten Postautos in ein Löschfahrzeug. Der
erste fabrikneue LO LF8 wurde 1968 übernommen. In der AG „Junge
Brandschutz-Helfer“ wurden seit 1961 Pioniere und FDJ-ler an die Arbeit der
FFW herangeführt. Erstmals wurden 1971 auch Frauen in die FFW aufgenommen.
Um die Voraussetzungen für Versammlungen und Schulungen zu verbessern, wurde
1978-80 der Kulturraum in Eigeninitiative errichtet.
Mitglieder der Kleingartensparte „Habichtsfang 1“ in Nietleben (79 Gärten)
errangen 1986 zum dritten Mal den Titel als „hervorragendes
Spartenkollektiv“. 1985 ernteten sie 56 877 kg Obst und Gemüse, davon
konnten sie 20 570 kg dem Handel zum Verkauf anbieten. Das entspricht einem
durchschnittlichen Ertrag von 146,5 kg köstlicher Vitamine pro 100 m².
VMI-Stunden von 1985 brachten Nutzen von 96 430 Mark. 1974: „Habichtsfang
II“ (40 Gärten) mit Wasser- und Stromanschluss versorgt. 1982 wurde das
Spartenheim „am Habichtsfang II“ eingeweiht, im August 1980 wird
„Habichtsfang II“ „Anerkanntes Naherholungsgebiet der Stadt Halle“.
Feste und Feiern gehörten eh und je zum gesellschaftlichen Leben in
Nietleben. Doch nicht nur zu Festen traf man sich. Auch im Rahmen von „Mach
mit“ – Bewegung und dem Aufbauwerk der Nationalen Front zeigte man
Gemeinschaftssinn. Neben den Arbeiten am Volksbad Heide wurden Straßen
verschönert (u.a. 1973 „Neuglück“), Verkaufsräume geschaffen (wie 1977 das
Schuhgeschäft in der Eislebener Straße), Spielplätze gebaut und
instandgesetzt (z.B. hinter der Quellgasse, 1978 am Habichtsfang).
Am 1.September 1967 konnte nach längerer Schließungszeit die Zweigbibliothek
Nietleben wiedereröffnet werden (Eislebener Str.11). 5000 Bände standen nun
dreimal wöchentlich zur Ausleihe bereit.
Beliebter Treffpunkt war auch der Klub der Volkssolidarität in der
Eislebener Straße 17, dort war später auch Altstoff-Abgabestelle (SERO). Die
zwei modern eingerichteten Räume wurden auch für Veranstaltungen des DFD u.a.
Organisationen genutzt. Der Bau war auf Eigeninitiative von Werktätigen des
VEB Rationalisierungs- und Montagebau Nietleben.
1975 entstand im Rahmen des „Wettbewerbs der sozialistischen
Masseninitiative“ ein Reparaturstützpunkt in der Eislebener Straße 3
(ehemaliges Chausseehaus). Man konnte sich Heimwerker-Geräte ausleihen und
so manchen nützlichen Handwerks-Tipp gratis dazu holen.
Mitglieder des Jugendklubs der Rationalisierungsmittelbauer bauten im
„Goldenen Stern“ einen Saal für die Schüler- und Rentnerspeisung aus (1974),
1986 wurde die ehemalige HO-Gaststätte „Goldener Stern“ als Jugendklubhaus
der Rationalisierungsmittelbauer ein gesellschaftliches, geistig-kulturelles
Freizeitzentrum. Das konnte nur mit vereinten Kräften und der Unterstützung
aller ansässigen Betriebe geleistet werden. Erwähnt werden soll auch die
Rolle der Patenbrigaden im Schulalltag unserer Kinder und Jugendlichen.
Auch auf die gesundheitliche Versorgung der Nietlebener sei hier noch kurz
hingewiesen: Am 1.7.1960 eröffnete das Stadtkrankenhaus Poliklinik Nord im
Waidmannsweg 40 (in der ehemaligen Arztpraxis von Dr. Meier, später Dr.
Heinrich – prakt. Arzt und Geburtshelfer) eine Zahnambulanz. Ab 19.11.1963
wurden in der Gemeindeschwestern-Station Nietleben, Lange Straße 9a (heute
R.-Claus-Straße), Facharztsprechstunden für Innere Krankheiten abgehalten.
Dazu kam ein Arzt aus dem Dölauer Krankenhaus. April 1965 wurde das „Ambulatorium
Nietleben“ (in der ehemaligen Arztpraxis des Sanitätsrates Dr. Gaebelein -
Eislebener Straße 32) eröffnet.
Am 1.7.1950 verliert Nietleben das Gemeinderecht und wird mit 5178
Einwohnern und 536 ha Gesamtfläche nach Halle eingemeindet.
Die Gemeindeverwaltung von Nietleben war bis zur Eingemeindung in einem Haus
zwischen Eislebener und Hallescher Straße untergebracht. Das Gebäude musste
im Zuge der Erbauung Halle-Neustadts für den Kreuzungsbereich der
Hauptstraße weichen. Dazu gab der zuständige Leiter der Bauarbeiten in der
Liberaldemokratischen Zeitung vom 7.2.1969 auf eine Anfrage bezüglich der
Notwendigkeit hin Auskunft: „... Das Gemeindehaus in Halle-Nietleben stand
der Trasse des neuen Verkehrsweges im Wege. Auf Grund von Berechnungen der
Verkehrsplaner musste bei der Geschwindigkeit einer Fernverkehrs-Straße ein
kreuzungsfreier Verkehrsknotenpunkt gebaut werden. Die Aufbaukonzeption von
Halle-Neustadt einschließlich aller Verkehrslösungen war als Modell 1964 im
Klubhaus der Gewerkschaften und im Rathaus monatelang aufgestellt, und die
Bürger waren zur Diskussion und Mitgestaltung der neuen sozialistischen
Wohnstadt aufgerufen. Schon damals war ersichtlich, dass dieser Knotenpunkt
- um nicht noch mehr Wohnraum abzubrechen - einen Teil des Friedhofgeländes
und das Gemeindehaus flächenmäßig benötigt ...“ |