Von Anfang an
hatte die DDR mit enormen Versorgungsproblemen zu kämpfen. Bis 1957 gab es
Lebensmittelkarten. Ab 1952 wurde im Handel der staatliche Sektor
eingeführt.
Die „Nietlebener Einkaufsmeile“ war zweifellos die Eislebener Straße:
Mit Baustoffen und Kohlen konnte man sich über die BHG (Nr. 9) versorgen. In
der Eislebener Straße 11 war der Klempner- und Installateur-Meisterbetrieb
Zander (später Metze). Die Bäckerei Brendel (Eislebener Straße 12) bediente
bis Juni 1973 ihre Kunden.
Fisch gab es in der HO-Fachfiliale bei Frau Lepper in der Eisl. Str. 14
(vorher: „Fischmann Konrad“). Nebenan war der Friseursalon Köhler (später:
Hoppe), in Nr. 16 gab es Lebensmittel und Kolonialwaren bei Frau Koch. „Papier-Hauck“
versorgte die Nietlebener bis Ende der 1960er Jahre in der Nr. 18, die
Eislebener Str. 19 beherbergte die Drogerie Hoffmann, „Porzellan-Stief",
sowie die Backwaren-Konsumverkaufsstelle Frach. In Nr. 17 war die
Zigaretten- und Zigarrenhandlung von Herrn Methe. Daneben war in einem Anbau
der Friseur-Salon Siebert sowie „Fahrrad-Köppe“, in den 1950er Jahren noch
Schuster Kurth.
Bis Mitte der 1960er Jahre verkaufte Bubendey in Nr. 22 Backwaren, bis Ende
der 1980er Jahre fand man in Nr. 25 Kolonialwaren und Kaffeerösterei Mehl.
Anfangs noch mit einem Gebäudeteil als Sparkasse eröffnete 1959 in der Eisl.
Str. 26 der erste Konsum-Selbstbedienungsladen, geführt von Herrn Sack. Um
kaputte Schuhe kümmerte sich Schuster Wagner (Nr. 28) bis in die 1960er
Jahre, in Nr. 29 war die Schneiderei Beßler. Beliebter Anlaufpunkt für die
Frauen war die Wäscherolle der Frau Schlotte (Nr. 35), die Männer steuerten
wohl eher den Autoreparateur Semmler mit seiner Tankstelle (Nr. 40 – bis in
die 1970er Jahre) an.
Tischlerei und Möbelhandel betrieb Herr Richter (Nr. 55). Bäckerei Knöfel
war in der Nr. 64, später dann war dort eine Postfiliale. Fleischerei
Schmiedel (später: Huber) in der Eisl. Str. 69 wurde dann später mit Herrn
Schimpf als HO geführt.
Im Gebäude des Gasthauses „Zur Sonne“ (Nr. 73) war die erste
HO-Verkaufsstelle untergebracht. Fuhrunternehmen, Gasflaschenfüllstation und
Brennstoffhandel betrieb Herr Stolze / Nicolai in den 1960er/1970er Jahren
in der Eisl. Str. 76. Die „Glück-auf-Drogerie“ von Paul Scherz gehört
postalisch bereits zum Waidmannsweg.
Die Nr. 79 barg in zwei getrennten Läden ein Textilwarengeschäft und die
Schusterei Belger, bis es zu einem Brand kam. Zehn Nietlebener Bürger
renovierten in Feierabendtätigkeit im Rahmen der „Mach mit“ -Initiative die
Verkaufsräume und so konnte im April 1977 eine Konsum-Verkaufsstelle für
Schuhe und auch Kurzwaren eröffnet werden. Nr. 80 war das Friseurgeschäft
Fritze.
In der Eislebener Straße 84 neben dem Gasthaus („Schützenhaus“ von R. Kaps)
war in den 1930er Jahren ein kleiner Back- und Konditoreiwarenladen der
Großbäckerei Schubert. Der Laden wurde vergrößert und als Konsum eröffnet.
Ähnlich einem Landkaufhaus gab es Spielwaren, Haushaltartikel usw., seit
September 1969 verkaufte Fr. Barkowski Konsum – Industriewaren (vorher auch
Eisl. Str. 19). Das Zentralbad Nietleben (Nr. 84 - 1948 bis 1968) wurde im
ehemaligen Tanzsaal des Schützenhauses durch Otto Böger betrieben. Es
bestand aus einem Wartesaal, einem Massageraum mit 4 Kabinen für Massagen
und einer Sitzkabine für Moorbäder, 1 Sitzwanne und eine Pritsche für
Moorpackungen. Im Büroraum wurden Fußpflegen durchgeführt. Zwischenzeitlich
gehörte das Grundstück Familie Henze (Fuhrgeschäft), bis es der
Bauunternehmer Eberhard Baumgärtel in den 1980er Jahren übernahm, der dann
in den 1990er Jahren hier auch ein Bäder- und Fliesenstudio betrieb.
In Nr. 95 frisierte in den 1950er/60er Jahren Herr Burghardt. Neben der
Schlosserei Starke/Dittmar und der Lottoannahmestelle (Nr. 96 in den
1960er/1970er Jahren) war in der Nr. 98 Zigarrenhandlung Richard Pappelbaum,
die später von Tochter Hilde Wendt weitergeführt wurde. Ihr Mann hatte eine
kleine Schusterwerkstatt im Haus (bis in die 1960er Jahre).
Im Waidmannsweg kaufte man bei Fleischermeister Zorn (Nr. 3), im
Lebensmittelgeschäft Metzner (Nr. 50 – beide bis Anfang der 1960er Jahre).
1961 wurde ein Waschstützpunkt im Waidmannsweg 50 (Stallgebäude des
damaligen Konsums) eröffnet .Die Nr. 59 war Sitz des Lebensmittelladens
Hommes, der danach als Konsum von Frau Kotsch weitergeführt wurde. Dort
erstand man auch seinen Weihnachtsbaum.
In der Halleschen Straße 10 versorgte Bräse mit Kolonialwaren, in Nr. 37
verkaufte Frau Kranz Lebensmittel. Das Bauunternehmen Schopp war in Nr.
46/47 ansässig. Blumen gab es bei Brode in Nr. 36, seine Erben führen noch
heute das Geschäft.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch Bäcker Schulze in der Quellgasse (bis in
die1970er Jahre), der dann auch Kolonialwaren verkaufte. In der Quellgasse
32 war Friseur Tischer, danach Kupfernagel-Haushaltwaren (später als
HO-Verkaufsstelle für Haushaltwaren geführt), dann eröffnete eine
Annahmestelle zur Reparatur von Haushaltwaren und –geräten.
In der Windmühlenstraße 2 war die Fleischerei Thiele.
Auf dem Schulhof waren die Bäckerei Gerbel und der Fleischer Brauer
Anlaufpunkt für die Nietlebener.
Von großer Bedeutung vor allem für die Bewohner der Gartenstadt war die
Konsum-Verkaufsstelle in der Gartenstadtststraße (ging aus dem
„Tante-Emma-Laden“ von Frau Rößler/später Frau Lurz hervor) sowie die
Baustoffversorgung im Falterweg, wo man bis zur Wende Zement, Holz, Kohlen
usw. erwerben konnte.
Am 1.4.1904 eröffnete Albin Voigtritter die „Königlich Konzessierte
Glückauf-Apotheke zu Nietleben im Saalkreis“ in der Heidestraße 2. Am
1.7.1938 übernahm sie der Apotheker Horst Bieber und führte einige Umbauten
durch. Er verlegte das Labor aus dem Keller ins Hochparterre neben die
Verkaufsräume und legte sich einen Destillierapparat zu. Der Vorbau aus Holz
an dem ursprünglich als Wohnhaus konzipierten Gebäudes, den sein Vorgänger
errichtete, wurde durch einen schmucken Vorbau aus Stein ersetzt. Besonders
bemerkenswert waren auch die bleiverglasten Fenster und die formschönen
Regale aus dunklem poliertem Holz mir den vielen Schubladen. Herr Horst
Bieber als Pächter führte die Apotheke bis 1973. 1962 ging die Apotheke in
staatlichen Besitz über. In der Folgezeit kam es zu einer Umbenennung. Da es
in Ammendorf ebenfalls eine „Glück-auf-Apotheke“ gibt wurde die Nietlebener
Apotheke in Heide Apotheke umbenannt. Nach 1973 leiteten Herr Dr. Fuchs,
Frau Fürst und Frau Wettengel die Apotheke. |